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Grundwassernutzung "Thöni-Werk Pfaffenhofen"

1. Projektkurzbeschreibung

Am westlichen Ortsrand der Gemeinde Pfaffenhofen errichtet die Firma „Thöni Holding GmbH“ ein neues Werk zur Produktion von Aluminiumteilen. Die nachhaltige Gebäude- und Maschinenkühlung soll vollständig mittels Grundwasser erfolgen. Des Weiteren soll durch die Grundwassernutzung die Heizung der Büroräumlichkeiten sichergestellt werden. Schließlich soll der Tiefbrunnen auch die Löschwasserversorgung für das gesamte Werksareal garantieren. Dazu wird Grundwasser in einen insgesamt 300 m³ großen Löschwasserbehälter eingespeist.

 

2. Grundwasserentnahme und Energiegewinnung

Aufgrund des enormen Kühlbedarfs des Aluminiumwerks (Maschinenkühlung) ist eine Gesamtentnahmemenge von 60 l/s bzw. 216 m³/h vorgesehen. Diese wird durch einen zentralen Tiefbrunnen sichergestellt und soll rund um die Uhr betrieben werden. Nachstehend sind die interessanten Eckdaten der Nutzung zusammengestellt:

  • 60 l/s Entnahmemenge (24 Stunden/7 Tage pro Woche)
  • 40 m Brunnentiefe
  • 1,5 m Brunnendurchmesser
  • Ausbau mit DN 800 mm Edelstahlrohr
  • redundante Doppelpumpenanlage
  • 15°C maximale Temperaturspreizung
Brunnenverrohrung Edelstahl
Brunnenverrohrung Edelstahl

 

3. Grundwasserrückgabe

Das entnommene Grundwasser wird über mehrere Wärmetauscher geführt und dadurch um bis zu 15°C erwärmt. Das erwärmte Grundwasser wird über eine ca. 340 m lange Ableitung bis zum Inn geführt und dort eingeleitet. 

Grundwasserrückgabe Inn
Grundwasserrückgabe Inn

Aufgrund der starken Kommunikation des Inns mit dem Grundwasserkörper im Bereich Pfaffenhofen ist sichergestellt, dass die entnommenen Grundwässer in letzter Konsequenz in den Grundwasserleiter des Inntals zurückgeführt werden. Der Nachweis der Korrespondenz zwischen Inn und dem Grundwasserkörper war ein zentrales Element des wasserrechtlichen Genehmigungsverfahrens.

 

4. Planung und Bauausführung

Unser Büro war mit der Planung und Baubegleitung des Tiefbrunnens beauftragt. Angefangen bei einer Machbarkeitsstudie über die umfangreichen Erkundungsmaßnahmen (Aufschlussbohrung, Pumpversuch, Laborversuche, Grundwasserbeobachtungen, etc.) bis hin zur Abwicklung des komplexen wasserrechtlichen Genehmigungsverfahrens konnte aufgrund unserer Planungsleistungen innerhalb kurzer Zeit eine wasserrechtliche Bewilligung erwirkt werden. So wurden Ende Jänner 2019 die Einreichunterlagen eingebracht und bereits Anfang März erfolgte die Erteilung der wasserrechtlichen Bewilligung.

Restsandmessung
Restsandmessung

Parallel zum Einreichverfahren erfolgte die Ausschreibung der Brunnenbauarbeiten und schon im April 2019 konnte der Brunnen fertiggestellt werden.

Die gesamte Bauausführung sowie die Durchführung des Leistungspumpversuchs wurden von uns begleitet. Die Auswertung umfangreicher Grundwasserbeobachtungen in der näheren Umgebung des Entnahmebrunnes (mittels Datenlogger) sowie die Auswertung des Pumpversuchs haben die der Einreichung zugrunde gelegten Kennwerte vollumfänglich bestätigt und damit die Nutzwasserversorgung des Werkareals sichergestellt.

5. Resümee

Nach der erfolgreich abgeschlossenen Realisierung dieser komplexen Tiefbrunnenanlage kann der Projektablauf im Rückblick als voller Erfolg angesehen werden. Durch die enge und gute Zusammenarbeit mit dem Bauherrn, den zuständigen Behörden und den übrigen Projektbeteiligten war es innerhalb von nur wenigen Monaten möglich, eine Idee zu verwirklichen und über den Weg eines umfangreichen Bewilligungsverfahrens die Brunnenanlage erfolgreich fertigzustellen.

Die Firma „Thöni Holding GmbH“ verfügt nun an ihrem neuen Standort in Pfaffenhofen über eine hochmoderne und nachhaltige Heiz-, Kühl- und Löschwasserversorgung. 


Autor und Projektant:

Dipl.-Ing. (FH) Clemens Lercher

 

Quellen:

[1] Onlineportal Tiris - Wasserwirtschafts- und Wasserbuchauszug der Nutzung GW70340015; Hrsg. Amt der Tiroler Landesregierung